In der aktuellen Folge von Thilo Jungs Interview-Reihe Jung & Naiv stellt die Vorsitzende der Linken die These auf, das schlechte Sozialleistungen immer auch zu schlechten Löhnen führen, was ich für plausibel halte.
Im Umkehrschluss heißt das dann, das man unabhängig von einem gesetzlichen, flächendeckenden Mindestlohn (ohne Unterscheidung zwischen Ost und West!) die grassierenden Dumpinglöhne bekämpfen könnten, indem wir z.B. die Arbeitslosengelder wieder erhöhen, bzw. das ALG2 prozentual an das letzte Gehalt koppeln.
Das hätte einerseits zur Folge, das sich viele Menschen überlegen würden, ob sie weiter für einen Dumpinglohn arbeiten wollen, wenn sie als Arbeitslose mehr Geld bekommen würden. Andererseits würden viele Arbeitgeber vor der Wahl stehen, entweder die Löhne wieder auf ein vernünftiges Niveau zu erhöhen, oder einen massiven Personalschwund zu riskieren. Man müsste dann aber auch noch eine (zeitlich befristete) Ausnahme in die Regelungen für das Arbeitslosengeld einfügen, das jemand der von sich aus kündigt, weil er weniger als das ALG2 verdient, keine Bezugssperre verhängt bekommt.
Entgegen anders lautender Gerüchte werden Dumpinglöhne sehr oft nicht gezahlt, weil ein Arbeitgeber nicht mehr zahlen kann, sondern, weil er nicht mehr zahlen will, um seinen Profit auf Kosten der Angestellten zu maximieren.
In dem Zusammenhang sollte man auch darüber nachdenken, ob man das ALG 2 und das Konstrukt der Jobcenter nicht wieder komplett abschafft und allen Erwerbsfähigen BürgerInnen nicht nur noch ein Arbeitslosengeld durch die Bundesagentur für Arbeit zahlt, das nach einem bestimmten Zeitraum auf einen niedrigeren Satz sinkt. Aber das ist ein anderes Thema, das einen eigenen Blogpost verdient.