Die Neue Presse hat heute auszugsweise aus einem Brief des Vorsitzenden der Brose Gesellschafterversammlung zitiert, in dem dieser der Region Wirtschaftsfeindlichkeit vorwirft. Anlass des Briefes ist die berechtigte Sorge der Coburger Lokalpolitik, Brose könnte in Zukunft weitere Teile des Unternehmens aus Coburg verlagern.
Die zitierten Passagen offenbaren in meinen Augen jedoch ein sehr fragwürdiges Demokratieverständnis. Das lässt sich sehr gut daran erkennen, das er sich darüber beklagt, das die von Seiten der Wirtschaft und IHK unterstützte Kandidatin im letzten Kommunalwahlkampf nicht zur Oberbürgermeisterin gewählt wurde und das sie während des Wahlkampfes als „Frau der Wirtschaft“ bezeichnet wurde, was Herr S. als Makel interpretiert. Weiter führt er als „Beweis“ für die Wirtschaftsfeindlichkeit der Region an, das die Bewohner des Landkreises den SPD-Kandidaten, der mit dem Slogan „Kein Flugplatz für die Wirtschaft“ angetreten war, gewählt haben. Insgesamt kann man den Eindruck haben, das Herr S. ein Problem mit demokratischen Entscheidungen hat, solange sie nicht in seinem Interesse sind.
Frau Lochner wurde nicht gewählt, weil sie eine „Frau der Wirtschaft“ war, sondern weil die Coburger erkannt haben, das sie nur eine Marionette eben dieser gewesen wäre. Das Frau Lochner seit der verlorenen Wahl als „Relocaterin“ arbeitet unterstreicht diese These noch zusätzlich. Und wer ihr größter Auftraggeber sein dürfte, sollte auch nicht schwer zu erraten sein.
Womit wir bei der letzten Landratswahl wären. Dort hat sich bekanntlicher weise Michael Busch gegen den als Favoriten gehandelten Jürgen W. Heike mit seinem Slogan „Kein Flugplatz für die Wirtschaft“ durchgesetzt. Das Herr S. dies als Beweis für seine Behauptung, die Region wäre wirtschaftsfeindlich, anführt zeigt nur, das ihm die berechtigten Interessen der betroffenen Bürger sowie die stichhaltigen Argumente gegen einen Verkehrslandeplatz in der Region nicht interessieren, da sie seinen eigenen Interessen im Weg stehen. Ich möchte jetzt aber nicht weiter auf das Flugplatz-Thema eingehen, da es genug Stoff für mindestens einen eigenen Beitrag bietet.
Insgesamt muss man feststellen, das Herr S. ein Mann mit einem fragwürdigem Demokratieverständnis und einem bekannter weise starkem Ego ist, der es jedoch immer wieder versteht, durch zeitlich gut platzierte Äußerungen die nötige Unruhe zu stiften, um seinen Interessen und Forderungen den in seinen Augen nötigen Nachdruck zu verleihen.