Es ist schon irgendwie merkwürdig. Einerseits fordern wir immer, das Politiker authentisch sein und auch mal Ecken und Kanten zeigen sollen, andererseits kritisieren wir Politiker, die eben das tun ein und überziehen sie teilweise auch noch mit Hohn und Spott.
Leute, entscheidet Euch doch bitte endlich mal, was Ihr wollt1 Jemand aalglattes wie Angela Merkel, die jeder Konfrontation aus dem Weg geht und sie auf keine Position richtig festlegen mag, um ihre Machtoptionen nicht zu gefährden oder jemanden wie Peer Steinbrück, der auch mal mit seiner Art und seiner Meinung aneckt, weil er sich nicht verbiegen will?
Ganz ehrlich? Mir persönlich ist jemand, der sich nicht scheut, mit deutlichen Worten auch mal gewaltig an zu ecken deutlich sympathischer, als jemand der sich permanent zu verstellen scheint, nur um eben nicht anzuecken und um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Bei denen weiß man doch nie, wie man dran ist und ob das Wort von heute morgen überhaupt noch etwas zählt!
Und weil sich alle gerade so wunderbar scheinheilig über Steinbrück und seinen Stinkefinger aufregen: Das Mann wurde gefragt, mit einer Geste auszudrücken, was er von den ganzen Verballhornungen seines Namens hält und ehrlich gesagt, finde ich den „Fuck you!“ Finger da völlig legitim. Und wenn wir mal ehrlich sind, hätten die meisten Menschen hätten an seiner Stelle wahrscheinlich die selbe Geste benutzt, um eine vergleichbare Frage zu beantworten.
Wir vergessen leider immer wieder, das hinter den Politikern auch Menschen stehen, die sich genau so wie jeder andere Mensch in diesem Land darüber ärgern, wenn man sich über sie lustig macht. Warum können wir solchen Leuten nicht einfach zugesehen, das sie Menschen sind, wie alle anderen auch? Warum fällt es uns so verdammt schwer, einem Politiker positiven Zuspruch zukommen zu lassen, wenn er sich mal traut, Gefühle oder Emotionen zu zeigen?