Wir wurden um unsere Zukunft betrogen!

Als wir in die Schule gingen, wurde uns gesagt, das die Renten sicher seien. Und wir haben es geglaubt. Unsere Eltern konnten sich den Luxus leisten, das nur ein Elternteil arbeiten musste, weil damals noch anständige Löhne gezahlt wurden. Unsere großen Geschwister wurden in aller Regel nach der Ausbildung von den Ausbildungsbetrieben übernommen. Und wir wähnten uns sicher, da wir dachten, uns würde es genau so ergehen.

Wir dachten, auch wir würden später einen sicheren Job haben, gutes Geld verdienen, irgendwann eine Familie gründen und unser eigenes Haus bauen, das wir dann bis zur Rente abbezahlt haben, um dann sorgenfrei unseren Lebensabend genießen zu können. So, wie es schon unsere Eltern und Großeltern vor uns gemacht haben.

Aber es kam alles anders. Der Ostblock brach Anfang der 90er Jahre endgültig zusammen, was für viel Marktfanatiker das Signal war, unsere soziale Marktwirtschaft durch massives Lobbying und Wehklagen wegen zu hoher Lohnnebenkosten sturmreif zu schießen. Dummerweise hatten sie damit auch noch Erfolg. Es wurden reihenweise Gesetze zu unserem Nachteil geändert.

Endgültig vorbei mit unserer Zukunft war es dann mit den so genannten Hartz-Reformen der Agenda 2010, in deren Schlepptau sich Zeit- und Leiharbeit sowie der Niedriglohnsektor und befristete Arbeitsverhältnisse wie Parasiten immer weiter ausbreiteten. Und selbst Löhne unterhalb des Existenzminimums waren plötzlich kein Tabu mehr, da der Staat in die Bresche springt und die Differenz zum Existenzminimum dazu schießt, was einer Subvention dieser sittenwidrigen Löhne gleichkommt.

Und wenn man dann doch einmal arbeitslos wird, was heute schon beinahe normal und nicht mehr die Ausnahme ist, bekommt sofort das Gefühl vermittelt, unter einer Art Generalverdacht zu stehen, ein Sozial-Schmarotzer zu sein und dem Staat nur auf der Tasche zu liegen. Wer dann auch nicht schnell genug eine neue Beschäftigung – und sei sie noch so mies bezahlt – findet, der wird durch das ALG 2 zwangsverarmt und bekommt obendrein immer wieder den Eindruck vermittelt, ein Mensch zweiter Klasse zu sein, für den gewisse Rechte anscheinend nicht mehr gelten.

Gleichzeitig wurde von der Politik dann auch noch die Zusage, das unsere Renten sicher seien, aufgekündigt und man sagte uns, das wir privat vorsorgen müssen, wenn wir später überhaupt noch eine Rente bekommen wollen. Aber wie sollen wir vorsorgen, wenn viele von uns von Löhnen leben müssen, die kaum zum Überleben reichen und jeder Euro, den wir in eine private Zusatzrente einzahlen uns im hier und jetzt fehlt?

Und als ob das noch nicht genug wäre, hat man das Renteneintrittsalter mittlerweile auf 67 Jahre angehoben, was aber in den Augen vieler so genannter Experten noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist. Die ersten von ihnen rufen schon nach der Rente mit 70. Das es aber genug Berufe gibt, für die schon die Rente mit 67 utopisch ist, interessiert anscheinend keinen der Verantwortlichen. Man kann ja trotzdem früher in Rente gehen, wenn es denn unbedingt sein muss. Zu blöd nur, das man dann bis zu seinem Lebensende mit einem Abschlag von 3% pro Monat, den man früher in Rente geht, (über)leben muss.

Eine Familie zu gründen oder gar ein eigenes Haus zu bauen oder zu kaufen ist für viele von uns einfach nicht mehr möglich. Entweder, weil sie es sich schlicht und ergreifend wirtschaftlich nicht leisten können oder weil zumindest der Bau oder Kauf eines Hause für sie ein nahezu unkalkulierbares Risiko darstellt. Es kann ihnen ja niemand mehr mit Sicherheit sagen, was in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren geschehen wird, bis der Kredit für das Haus abbezahlt ist.

Die Generation der unter 40-jährigen, zu der auch ich gehöre, ist eine Generation, die immer mehr das Gefühl vermittelt bekommt, in einem marktkonformen Überwachungsstaat zu leben, der sie um ihre Zukunft betrogen hat!

Nachtrag: Katta hat in ihrem Blog auch ein paar lesenswerte Sätze zu dem Thema geschrieben.

Von Heiko

👟 Fitnesstrainer (C-Lizenz) ⚓ #kommandofischfrikadelle 4 life 🚫 keInfluencer 💯% ich 🌊 Nordish by nature 📍 Butenfriese in Coburg 🏃‍♂️🚶‍♂️🧘🏻🏋️‍♂️🚴‍♂️

4 Kommentare

  1. mir macht ehrlich gesagt die zukunft tierisch angst, vor allem was aus unseren kindern später mal werden soll :/ Ich glaub mitlerweile passt der satzt sehr gut „früher war alles besser“

    1. Solange Du mit früher die Zeit unsere Kindheit meinst, hast Du damit definitiv Recht. Auch wenn schon damals nicht mehr alles Gold war, was glänzte. Aber es waren definitiv bessere und vor allem sicherere Zeiten als heute.

      Und was unsere Kinder angeht, bleibt uns nur, unser bestes zu geben, das sie das beste aus der Situation machen können und zu hoffen, das die Zeiten irgendwann wieder besser werden.

  2. In der DDR hatte ich eine Zukunft. Nicht unbedingt rosig, aber auch nicht so düster wie es gerne dargestellt wird.

    Also vergleichen wir mal:

    In der DDR wurden Regimekritiker weggesperrt und mundtot gemacht,
    In Deutschland gibt es den Fall Moliath, Inge Hannemann und das Schlagwort „Antisemit“ um Andersdenkende Mundtot zu machen.
    In der DDR wurden Telefone abgehört.
    In Deutschland werden Telefone und Internetverbindungen abgehört
    In der DDR gab es die Grenztruppen.
    In Deutschland/Europa gibt es Frontex.

    1. Das stimmt. Wenn man die politische Ebene ausblendet, war in der DDR in der Tat einiges besser, als im „Westen“, was aber wohl auch zu großen Teilen an dem grundsätzlich anderen Wirtschaftssystem gelegen haben dürfte. Aber dass das Wirtschaftssystem der Planwirtschaft in einem Europa ohne Binnengrenzen von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre, darüber müssen wir hoffentlich nicht diskutieren 😉

      Genau so wie wir nicht darüber zu diskutieren brauchen, das die aktuelle Form des Kapitalismus auch nicht das Nonplusultra ist.

Kommentare sind geschlossen.